Kultur in der Region FrankfurtRheinMain
Quelle: Barbara Walzer / RAY / Blickachsen / Nippon C. / Kulturfonds / Mousonturm / us©

Serie • Starke Partner

Aus der Tiefe der Region

Der Kulturfonds Frankfurt RheinMain

»Im Mousonturm müssen wir Projekte, Produktionen und Programme immer aus verschiedenen Quellen finanzieren. Nicht selten gibt es da freundliche Absagen, wird man von einer Stiftung zur anderen, von einem Geldgeber zum nächsten verwiesen. Die öffentliche Hand, die eigentlich langfristig Mittel für Kultureinrichtungen zur Verfügung stellen müsste, hofft oft, dass Projektförderungen von Stiftungen die Löcher stopfen. Da hat der Kulturfonds stets aktiv Zeichen gesetzt für eine strukturell verantwortliche Kulturförderung. Ohne ihn wären etwa eine Tanzplattform RheinMain und ein jährliches Festival in bis zu vier Städten der Region nicht denkbar. Auch weil der Fonds wie in diesem Fall Dauerhaftes angeschoben, immer wieder selbst andere Partner mit ins Boot geholt und damit Verantwortung übernommen hat«. 

Matthias Pees, noch Intendant des Frankfurter Mousonturm, weiß, warum er den Kulturfonds derart lobt. Die Tanzplattform RheinMain und das jährliche Festival in Frankfurt, Darmstadt, Wiesbaden und Offenbach ist mittlerweile das größte Projekt des Fonds und trägt damit maßgeblich auch zum Bestand des freien Künstlerhauses im doppelten Schatten der Frankfurter Bühnen und der Staatstheater in Darmstadt und Wiesbaden bei. Wie stark sich der Fonds mittlerweile engagiert, sah man 2020/21, als er auch mit finanziellen Hilfen und Flexibilität zahlreiche Umplanungen des Festivals mittrug (Auch wenn eine der beiden Ausgaben trotzdem nach drei Tagen in den Lockdown gehen musste). Zugleich ist es ein Paradebeispiel, wie der Kulturfonds funktioniert und arbeitet. Einst zur Sichtbarmachung der »Leuchttürme« der Region gegründet und lange Zeit vor allem mit Projekten wie Romantikmuseum oder »Phänomen Expressionismus« identifiziert, wirkt der Fonds mittlerweile breiter und tiefer in der Region und auch in die Region hinein. Die Tanzplattform verbindet nicht nur staatliche und freie Häuser in mehreren Städten (neben Mousonturm noch das Staatsballett an den beiden Staatstheatern). Sie schickt sich auch an, Rhein-Main in der ersten Reihe der Tanzregionen in Deutschland zu platzieren – und zwar mit Ressourcen, die in der Region selbst zu Hause sind, in Verbindung mit internationalen Akteuren. Hinzu kommt eine Tiefenwirkung mit einem Ensemble Mobile in die Region hinein sowie mit Ankern weit in die freie Szene und in den populären Tanz. Somit profitieren auch viele freie Gruppen und Akteure in der Region.

Zumindest ist dies so, wenn es keine »Corona-Jahre« sind. Doch gerade 2020/21 hat auch aufgezeigt, dass der Fonds selbst mittlerweile einer der wichtigsten Kulturakteure und einer der größten »Geldtöpfe« für Kulturförderung in der Region ist. Neben den traditionellen Leuchttürmen wie Städel, Mathildenhöhe, Museum Wiesbaden & Co. entstehen durch den Fonds immer mehr neue Leuchtturmprojekte. Neben der Tanzplattform etwa die neue »dreifache Fototriennale«, die im Wechsel dreier etablierter Festivals in Darmstadt, Wiesbaden und Frankfurt stattfindet. Überhaupt ist dies auch ein Schlüssel zu Fördermitteln des Fonds. Chancen hat, wer regionale Partner zusammenbringt oder seine Idee in die Region erweitert. Exemplarisch das »Meidner-Projekt«, das an drei Orten dem »regionalen« Künstler Ludwig Meidner gewidmet war, die »Shorts of Moonlight«, die neben Höchst auch eine Dependance im Rheingau entwickelt haben, sowie die Ausstellungsreihe »Arten-Vielfalt«, die neben dem Nassauischen Kunstverein Wiesbaden und dem Ledermuseum Offenbach mit der Idee einer Ausstellung entlang der S-Bahnlinie S8 auch noch die Opelvillen in Rüsselsheim einband. Womit die Region zugleich sichtbar und vernetzt wird, und Projekte möglich werden, die kleinere Kommunen nicht stemmen könn(t)en. Durch die Tiefe in Projekten und in die Region hinein kommt ein Teil der jährlich rund acht Millionen Euro Fördergelder (je zur Hälfte aus Kommunen und vom Land Hessen) auch vielen Künstler*innen und Kreativen direkt zu Gute.

Zwar fördert der Fonds weder Institutionen dauerhaft noch Künstler*innen einzeln, wohl aber viele Festivals, die ihrerseits oftmals mit regionalen Akteur*innen arbeiten. Dazu gehören etwa Implantieren (Frankfurt und Offenbach), Poesie im Park (Wiesbaden) oder das Sprungturm-Festival (Darmstadt). Auch viele regionale Filmfestivals erhalten Geld. Und in den heiklen Corona-Jahren nicht selten noch zusätzliches Geld für Online-Festivals on demand. Wichtige Kriterien sind allerdings öffentliche oder gemeinnützige Partner und im besten Falle weitere Förderer, da der Fonds selten als alleinige Geldgeber auftritt. In der Regel übernimmt er etwa ein Drittel der Budgets. Etwas im Argen liegt vielleicht im Moment am ehesten die Förderung kleinerer (Einzel-) Ausstellungen, da sie oft schwer ins Raster des Fonds passen; manchmal sogar schlicht »zu klein« sind für einen Antrag. Allerdings profitieren auch diese von Projektgeldern, wie sie etwa der Kunstraum Eulengasse für ein Austauschprogramm mit einem Kunstverein in Münster-Altheim erhielt. Einzig die (noch) nicht flächendeckende Ausbreitung des Fonds setzt hier oft Grenzen. So fehlen etwa Mainz oder Rüsselsheim auf der Kulturfonds-Landkarte und kommen bestenfalls über Partner mit ins Boot. Daneben unterstützt der Fonds selbst Initiativen wie die Crowdfunding-Plattform »Kulturmut« oder die Aktion »Kunstvoll« gemeinsam mit Schulen, von denen auch wiederum Künstler*innen profitieren (können). Und auch auf ungewohntes Terrain wagt sich der Fonds zuweilen vor. Im Jahr 2019 förderte er erstmals mit einer fünfstelligen Summe ein Theaterzelt auf der Sommerwerft, dem beliebten alternativen Frankfurter Straßentheaterfestival am Main. In den Corona-Jahren folgte weiteres Geld für ein mobiles Straßentheater für die Region. Das allerdings war wohl bisher auch der größtmögliche Kontrast zu den einstigen Leuchttürmen Romantikmuseum oder »Phänomen Expressionismus« … (vss.).

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Was ein Kulturfonds alles fördert
Quelle: us.©

09.12. | bootsgespräche goes Wiesbaden

Was machen wir mit dem Geld II?

Kulturförderer treffen Kulturschaffende

Die »Bootsgespräche«, ein seit drei Jahren auf dem Frankfurter Kult-Hausboot Yachtklub etabliertes offenes Gesprächsformat rund um Kultur und Gesellschaft in der Region Frankfurt RheinMain, gehen am 9. Dezember erstmals auch in der Wiesbadener Kult-Location Heimathafen vor Anker. Beim ersten Wiesbadener bootsgespräch »Was machen wir mit dem Geld? Kulturförderer treffen Kulturschaffende« stellt sich die neue Geschäftsführerin des Kulturfonds Frankfurt RheinMain, Karin Wolff, gemeinsam mit ihrem gerade ausgeschiedenen Vorgänger, dem ehemaligen Wiesbadener Oberbürgermeister Helmut Müller, den Fragen von Künstler*innen und Kreativen aus Wiesbaden und aus der Region.

Es geht um Kultur in der Stadt und in der Region, um Kulturförderung und um das Wirken des Kulturfonds, der einer der größten »Geldtöpfe« für Kulturförderung in der Region ist und jedes Jahr mit rund sieben Millionen Euro ganz maßgeblich die Kunst- und Kulturlandschaft FrankfurtRheinMain mitprägt. Wo wird gefördert? Wie verwendet der Fonds seine Mittel? Was haben Künstler*innen und Kreative davon? Und: Geht es »nur« um Geld – oder um mehr bei einem Kulturförderer? Kultur zwischen Wertschaffung, Wertschätzung und Wertschöpfung – In einem offenen Gespräch mit Gästen auf dem Podium und mit den Besucher*innen geht es um die Rolle der Kultur und der Künstler*innen in der Region und in der Gesellschaft sowie um den Beitrag der Förderer für Leben und Arbeiten von Künstler*innen in einer immer teurer werdenden Region. Bootsgespräche sind ein sehr offenes Format. Offen für alle, die mitreden wollen – sowohl beim Thema als auch während der Diskussion oder hinterher an der Bar des Heimathafens …

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Was ein Kulturfonds so alles fördert ...
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14.10. | Kulturfonds trifft Kulturschaffende

Was machen wir mit dem Geld?

Bootsgespräch mit Karin Wolff und Helmut Müller

Der Kulturfonds Frankfurt RheinMain ist einer der größten »Geldtöpfe« für Kulturförderung in der Region. Wo wird gefördert? Wie verwendet der Fonds seine Mittel? Was haben Künstler*innen und Kreative davon? Und: Geht es »nur« um Geld – oder um mehr bei einem Kulturfonds? Im Frankfurter bootsgespräch »Was machen wir mit dem Geld?« stellen sich der in diesen Tagen scheidende Geschäftsführer Helmut Müller und seine Nachfolgerin Karin Wolff, die vor wenigen Tagen ihre Arbeit aufgenommen hat, den Fragen von Künstler*innen und Kreativen – auf dem Podium und aus dem Publikum. Es geht um einen Blick zurück und um den Blick voraus auf die kommenden fünf Jahre. Es geht um die Rolle der Kunst und der Künstler*innen in der Region und in der Gesellschaft. Es geht darum, wie der Kulturfonds deren Strahlkraft und deren Schaffen fördern und befördern kann. Und sicher auch um die Frage, welche gesellschaftliche Rolle der Fonds hat und welchen Beitrag ein solcher Fonds für Leben und Arbeiten von Künstler*innen in einer immer teurer werdenden Region leisten kann. Kultur zwischen Wertschaffung, Wertschätzung und Wertschöpfung – Darüber diskutieren die Gäste und das Publikum erst in offener Podiums-Runde auf Deck, danach im losen Gespräch an Bar und Reling des Yachtklubs.

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Martha Roslers Fanal 1989 am Time Square | Bild: Martha Rosler, Housing Is a Human Right, Time Square animation 1989. Quelle: Martha Rosler©

02.09.2019 | BOOTSGESPRÄCHE

Die Freiheit nehm’ ich mir

Die Kultur in der Politik - und umgekehrt

Kulturschaffende und Künstler*innen mischen sich mittlerweile immer mehr politisch ein. Sie nutzen ihre Häuser, Bühnen und Stimmen oder gehen raus in die Stadt und auf die Straße. Mit Festivals und Ausstellungen, Demonstrationen, Aufrufen und Kunstaktionen. Kaum eine Institution, kaum eine Künstlergruppe ist noch gänzlich unpolitisch. Auch gegen teils offene und teils subtile Widerstände. Beim Frankfurter bootsgespräch »Die Freiheit nehm’ ich mir: Die Kultur in der Politik – und umgekehrt« diskutieren der Museumsdirektor Matthias Wagner K, der Intendant Matthias Pees, der Fotograf und Aktivist Niko Neuwirth und andere mit Kulturpolitiker Thomas Dürbeck und dem Publikum darüber, wie weit Kunst und Kultur politisch gehen können, dürfen – oder gar müssen. Es geht um die Ausstellung »Contemporary Muslim Fashion«, um Festivals wie »Unfuck my Future« und um Aktionen für Hambacher Forst oder Grüne Lunge. Es geht aber auch um Reaktionen, um Widerstände und um Einflussnahmen von außen auf Kultur und Künstler*innen. Und es geht darum, was und wen man überhaupt erreicht. Die Gäste diskutieren – wie immer bei den bootsgesprächen – miteinander und mit dem Publikum, erst in offener Runde auf Deck, danach im losen Gespräch an Bar und Reling des Yachtklubs ..

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Montags. Am Main. Zum Mitreden.

#bootsgespräche

Was die Region bewegen sollte

Philosophie und Partner der #bootsgespräche

»Bürgergesellschaft« ist ein großes Wort. Und es meint mehr als Repräsentieren und das Halten von Sektgläsern. Vom Städelverein bis zum Ginnheimer Kirchplatzgärtchen – Frankfurt war auf allen Ebenen und schon immer eine Bürgerstadt, in der die Menschen die Dinge selbst in die Hand genommen haben. Das wollen auch die #bootsgespräche: Offene Runden – vor allem zu Kultur und Gesellschaft – für und mit möglichst viele(n) Menschen aus Frankfurt und RheinMain, um über das zu sprechen, was Stadt und Region gerade interessieren sollte oder was es anzupacken gilt. Es geht um Projekte, Positionen und Ideen. Um das, was die Region schöner, lebenswerter, sozialer machen kann. Die #bootsgespräche sollen dabei vor allem Menschen aus und in der Region miteinander ins Gespräch bringen. Bei offenen Gesprächen mit und auf dem Podium sowie anschließend an Bar und Reling. 

Getragen und organisiert werden die #bootsgespräche von mehreren Partnern dieser breiten Frankfurter »Bürgergesellschaft«: dem regionalen Kulturfonds Frankfurt RheinMain, dem Frankfurter Metropolenmagazin urban shorts, dem Frankfurter Yachtklub sowie der Off-Space-Ikone Hans Romanov. #bootsgespräche finden in der Regel auf Booten, bisher vor allem auf dem Yachtklub an der Alten Brücke in Frankfurt, statt. Für die Zukunft sind weitere Boote sowie Orte am Wasser in der Region FrankfurtRheinMain angedacht. Also Orte, die damit auch ein wenig beim Navigieren durch die Themen der Region helfen sollen und die schon immer Menschen einer gerade hier einzigartigen Bürgergesellschaft zusammengebracht haben – auf oder am Wasser, im Herzen der Städte und der Region. Und auf denen sich besonders gut das Besondere an den #bootsgesprächen und dieser Bürgergesellschaft umsetzen lässt: Es wird nicht nur auf dem Podium diskutiert, (fast) von Anfang an sollen auch die Besucher in die offenen Gespräche eingreifen und mitreden – und dies gerne hinterher untereinander fortsetzen. #bootsgespräche finden in loser Folge, aber immer an einem Montag statt …